Felltraum

Verfilzt trotz täglichem Bürsten? Die 3 häufigsten Fellpflege-Fehler bei «Lockenhunden», wie Pudel, Doodle & Co.

Sabine

Ich bin langjährige Züchterin von Australian Labradoodles und Hundefriseurin. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit ganzheitlicher Fell- und Hundeflege – speziell für Hunde mit langem Fell und ohne saisonalen Fellwechsel. 

Inhaltsverzeichnis

Was ist Wollhaar-Fell eigentlich und warum verfilzt es so schnell?

Wollhaar-Fell ist ein ganz besonderer Felltyp, der bei Pudeln, Doodles und Wasserhunden wie dem Lagotto Romagnolo vorkommt. Anders als das Doppelfell eines Golden Retrievers oder Labradors besteht Wollhaar fast ausschliesslich aus feinen, lockigen Haaren – es gibt keine schützende Deckhaare und keine isolierende Unterwolle, die saisonal ausfällt.

Das macht dieses einschichtige Fell so einzigartig: Jedes einzelne Haar hat eine komplexe innere Struktur mit einer äusseren Schuppenschicht (Kuticula), der Haarrinde und idealerweise einem Haarmark in der Mitte. Bei Wollhaaren ist dieses Haarmark jedoch oft nur schwach ausgebildet oder fehlt komplett. Dadurch sind die Haare zwar seidig und fein, aber auch poröser und anfälliger für mechanischen Stress.

Hier liegt der Grund für das Verfilzungsproblem: Wollhaar hat keine schützende Fettschicht wie Doppelfell. Wasser, Schmutz und Reibung wirken direkt auf die empfindliche Haarstruktur. Die Kuticula – diese äussere Schuppenschicht – steht bei gestresstem Haar weiter ab, wodurch sich Schmutzpartikel festsetzen und die Haare wie winzige Klettverschlüsse ineinander verhaken.

Dazu kommt: Wollhaar nimmt Feuchtigkeit stark auf und quillt dabei auf. Hautschuppen, die sich natürlich lösen, bleiben im dichten Fell hängen und wirken wie Bindemittel zwischen den Haaren. Das erklärt, warum selbst ein täglich gebürsteter Hund scheinbar über Nacht verfilzen kann – besonders an Problemstellen wie hinterm Ohr, in den Achseln oder am Bauch, wo Reibung und Feuchtigkeit zusammenkommen.

Doppelfellige Hunde haben

  • Meist glattes, dickeres, wasserabweisendes Deckhaar/Deckfell
  •  Eine isolierende Unterwolle, die viel feiner und üblicherweise kürzer als das Deckfell ist, dazu saisonal ausfällt und vom Deckfell vor Regen und Dreck geschützt ist
  • Das Fell ist typischerweise nur 2-3 Monate im Wachstumszyklus und erneuert sich dann nach einer gewissen Ruhephase wieder, die Unterwolle hat zudem einen saisonalen Wechsel

Im Gegensatz dazu haben Pudel, Lagottos und Co. ein einschichtiges Fell:

  • (Fast) nur eine Art von Haaren, die lockig, wellig oder seidig glatt sein können und strukturell der Unterwolle ähnlich sind
  • Diese Haare wachsen viel länger als bei Doppelfell-Hunden und fallen deshalb viel weniger aus
  • Wollhaare besitzen oft keinen oder nur einen sehr reduzierten Markkanal im Inneren, wodurch sie feiner, weicher und flexibler, aber auch poröser sind. Zudem liegt die äussere Schuppenschicht des Haares weiter auseinander, weshalb das Haar insgesamt empfindlicher auf mechanische Belastung reagiert
  • Ihnen fehlt der schützende Fettfilm, der bei Deckhaar von doppelfelligen Hunden vorhanden ist, was sie anfälliger für das Eindringen von Feuchtigkeit und Schmutz macht

Eine Frage der Zucht

Und vielleicht fragst du dich jetzt: „Wenn ihr Fell so empfindlich ist, wie schaffen es Pudel und Co. in der Natur?“

Die ehrliche Antwort: Diese Fellstruktur ist ein Resultat gezielter Zucht durch den Menschen, den es in der Natur so nicht gibt!

Wir haben diese besonderen Felltypen über Generationen hinweg selektiert – und nun liegt es auch an uns, sie richtig zu pflegen.

Mit Pflegeprodukten die explizit für diese Art Fell produziert wurden und der korrekten Anwendung können wir dabei helfen, das Fell gesund zu erhalten und Verfilzungen vorzubeugen.

Gegenüberstellung von Wolf (Natur) und verschiedenen Hunderassen wie Dalmatiner, Bobtail und Pudel (Zucht) mit dem Text: „Natur versus Zucht – Siehst du den Unterschied?“

Die drei häufigsten Pflegefehler

Fellpflege-Fehler #1 - Warum dein Hund mehr als nur Bürsten braucht

Hier kommt der erste grosse Irrtum, den ich täglich in meinem Salon erlebe: Hundebesitzer denken, dass regelmässiges Bürsten allein ausreicht, um Wollhaar-Fell gesund zu halten. Das ist wie zu glauben, dass trockenes Kämmen deine eigenen Haare dauerhaft geschmeidig hält – ohne Shampoo, ohne Spülung, ohne Schutz.

Wollhaar braucht aktive Pflege, nicht nur mechanische Bearbeitung. Wenn du dein Fell nur bürstest, ohne es zu nähren und zu schützen, wird es mit der Zeit immer trockener und spröder. Die Haarschuppen rauen auf, Schmutzpartikel setzen sich fest, und das Fell verliert seine natürliche Geschmeidigkeit.

Das bedeutet konkret: Du musst dein Fell regelmässig mit hochwertigen Pflegeprodukten behandeln. Ein pflegendes Shampoo entfernt nicht nur oberflächlichen Schmutz, sondern auch die tiefsitzenden Ablagerungen, die sich in den aufgerauten Haarschuppen festgesetzt haben. Ein Conditioner glättet die Haarstruktur und macht sie widerstandsfähiger gegen neue Verfilzungen.

Zusätzlich solltest du zwischen den Waschgängen regelmässig einen Detangler oder Leave-in Conditioner verwenden. Diese Produkte legen sich wie ein Schutzfilm um jedes einzelne Haar und reduzieren die Reibung beim Bürsten erheblich. Statt das Fell zu stressen, pflegst du es dabei noch zusätzlich.

In meiner Praxis sehe ich immer wieder Hunde, deren Besitzer täglich bürsten, aber nur alle paar Monate waschen – und sich dann wundern, warum das Fell immer struppiger wird. Die Lösung ist oft verblüffend einfach: Mehr gezielte Pflege, weniger mechanische Belastung. Das Fell meiner eigenen Labradoodles fühlt sich nach einem Pflegebad völlig anders an – weich, geschmeidig und deutlich leichter zu kämmen.

Fellpflege-Fehler #2 - Oberflächliches Bürsten: Der Grund für verfilztes Fell direkt auf der Haut

„Aber ich bürste doch täglich!“ – das höre ich fast täglich von verzweifelten Hundebesitzern. Und trotzdem finde ich bei der Fellkontrolle feste Filzplatten direkt an der Haut. Das Problem liegt nicht daran, dass zu wenig gebürstet wird, sondern WIE gebürstet wird.

Viele Menschen bürsten nur oberflächlich – sie ziehen die Bürste über die äusseren Haarschichten und denken, das reicht. Bei Wollhaar-Fell ist das fatal, denn die dicksten Verfilzungen entstehen genau dort, wo du sie nicht siehst: direkt an der Haut, wo sich lose Haare, Hautschuppen und Feuchtigkeit sammeln.

Hier kommt die Line-Brushing-Technik ins Spiel, die ich jedem meiner Kunden erkläre: Du arbeitest das Fell systematisch Schicht für Schicht durch. Teile mit der einen Hand das Fell ab und bürste nur die freiliegende Schicht vom Ansatz bis zur Spitze durch. Dann nimmst du die nächste dünne Schicht und wiederholst den Vorgang.

Das bedeutet konkret: Statt wild durch das gesamte Fell zu bürsten, gehst du methodisch vor. Du startest am Bauch oder an den Beinen – dort, wo das Fell am dünnsten ist – und arbeitest dich systematisch hoch. Jede Schicht wird komplett durchgekämmt, bevor du zur nächsten übergehst. Nur so erreichst du wirklich jeden Bereich bis zur Haut. Es ist entscheidend, dass du danach überall BIS AUF DIE HAUT sehen kannst!

Diese Technik dauert am Anfang länger, aber sie verhindert, dass sich unter der schönen Oberflächenschicht heimlich Filzmatten bilden. Aus meiner Erfahrung als Züchterin kann ich dir sagen: Lieber gar nicht bürsten, als täglich oberflächlich. Auch wenn das jetzt provokant klingt. Die Investition in die richtige Technik zahlt sich langfristig aus – für dich und vor allem für deinen Hund.

Fellpflege-Fehler #3 - Warum Lufttrocknen bei Wollhaar-Hunden zum Filz-Desaster wird

Hier kommt der Fehler, den fast alle machen – und den ich früher als Züchterin auch gemacht habe: Nach dem Baden oder Spaziergang im Regen wird der Hund kurz abgerubbelt und dann darf er „natürlich“ an der Luft trocknen. Bei Wollhaar-Fell ist das der direkte Weg ins Verfilzungs-Chaos.

Warum ist Lufttrocknen so problematisch? Wollhaar nimmt extrem viel Feuchtigkeit auf – bis tief zur Haut. Während das Fell stundenlang nass bleibt, quillen die einzelnen Haare auf und werden besonders anfällig für Verknotungen. Jede Bewegung, jeder Kontakt mit dem Boden oder Möbeln sorgt für zusätzliche Reibung am aufgequollenen, empfindlichen Haar.

Der klassische Bademantel-Trick, den viele Hundebesitzer verwenden, macht alles noch schlimmer. Das Fell reibt permanent am Stoff, die Haarschuppen rauen noch weiter auf, und kleine Knoten entstehen quasi in Echtzeit. Was als gut gemeinte Hilfe gedacht war, wird zur Filz-Falle.

Die Lösung ist trocken föhnen – oder noch besser: blowern. Das bedeutet nicht nur, dass dein Hund schneller trocken wird. Der Luftstrom trennt die Haare voneinander, glättet die aufgerauten Haarschuppen und sorgt dafür, dass sich keine neuen Verknotungen bilden können. Beim richtigen Blowern siehst du förmlich, wie sich das Fell von struppig zu seidig verwandelt.

In meinem Salon erkläre ich den Besitzern immer: „Ein richtig geblowertes Fell verfilzt deutlich langsamer als ein luftgetrocknetes.“ Das ist keine Theorie, sondern pure Praxis-Erfahrung. Die investierte Zeit beim Föhnen sparst du dir zigfach beim Bürsten – und dein Hund dankt es dir mit einem geschmeidigen, pflegeleichten Fell.

Hände filzen mit Wasser und Wolle auf einer Unterlage – Text im Bild: „Wolle, Wasser und Reibung = Filzen. Dies dient als Schutz und sollte nur bei Filz entfernt werden. Keinesfalls als Routine.“

So durchbrichst du den Teufelskreis aus Verfilzen und Frust

Jetzt kennst du die drei häufigsten Fellpflege-Fehler, die selbst die liebevollsten Hundebesitzer machen. Das Schöne daran: Du kannst sie alle sofort beheben – ohne teure Geräte, ohne komplizierte Techniken, einfach mit dem richtigen Wissen.

Stell dir vor, wie entspannt die Fellpflege wird, wenn du nicht mehr gegen verfilzte Knoten ankämpfen musst, sondern ein geschmeidiges, pflegeleichtes Fell vor dir hast. Wenn dein Hund nicht mehr wegläuft, sobald du zur Bürste greifst, sondern die Pflege als angenehme gemeinsame Zeit erlebt. Wenn du endlich stolz auf das wunderschöne Fell deines Vierbeiners sein kannst, statt dich dafür zu schämen.

Die Transformation ist möglich – ich sehe sie täglich in meinem Salon und bei meinen eigenen Hunden. Es braucht nur den Mut, alte Gewohnheiten zu überdenken und neue Wege zu gehen. Mehr gezielte Pflege statt endloses Bürsten. Die richtige Technik statt oberflächlicher Behandlung. Schutz vor Feuchtigkeit statt stundenlanges Lufttrocknen.

Du hast jetzt das Grundwissen, um den Teufelskreis zu durchbrechen. Aber wenn du wirklich verstehen möchtest, warum übermässiges Bürsten das Problem verschlimmert und wie du eine stressfreie Pflegeroutine entwickelst, habe ich etwas für dich: Mein kostenloses Guide „Die Bürstenfalle“ zeigt dir die wissenschaftlichen Hintergründe der Haarstruktur und erklärt, warum Wollhaar-Fell völlig anders gepflegt werden muss. Du erfährst die genaue 3-Schritte-Routine „Bürsten – Beobachten – Waschen“ und wann du lieber zum Profi solltest, statt deinen Hund zu quälen.

Lade dir den Guide für € 0.- herunter und verstehe endlich, warum weniger Bürsten oft mehr ist – für entspannte Fellpflege ohne Kampf.

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