Felltraum

Fremdbetreuung geplant? Dieser Fell-Check rettet deinen Hund vor dem Filz-Desaster

Sabine

Ich bin langjährige Züchterin von Australian Labradoodles und Hundefriseurin. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit ganzheitlicher Fell- und Hundeflege – speziell für Hunde mit langem Fell und ohne saisonalen Fellwechsel. 

Inhaltsverzeichnis

Letzten Freitag hab ich mich riesig gefreut: Eine kleine, entzückende Australian Labradoodle-Hündin stand auf dem Plan in meinem Felltraum-Hundesalon zum waschen/föhnen/scheren – sie war schon mal mit ihrer Besitzerin bei mir gewesen. Diesmal kam ihr Mann mit. Die beiden hatten meinen Felltraum-Scherkurs gekauft und sich beide zusätzlich noch ein 1:1-Coaching gewünscht, um sich beim Selberscheren richtig sicher zu fühlen. Was ich an dem Tag allerdings nicht erwartet hatte: Dass ich über 90 Minuten lang mit Filz, Knoten und verfilzten Zonen kämpfen würde, die nach einem „harmlosen“ Hundehort-Aufenthalt entstanden waren.

Als Hundefriseurin und Züchterin von ALDs erfahre ich von solchen Filz-Desaster nach Fremdbetreuung leider regelmässig. Nicht nur bei nachlässigen Hundesittern – nein, sogar bei renommierten Hundehorten, die eigentlich einen tollen Ruf haben. Das Problem: Die meisten Betreuer wissen schlichtweg nicht, wie fatal der „harmlose“ Badespass für Lockenfell werden kann.

In diesem Beitrag zeige ich dir anhand echter Fälle aus meiner Praxis, warum auch der beste Hundehort zum Filz-Alptraum werden kann – und auch, warum selbst erfahrene Hundebesitzer nach dem Wasserspass plötzlich vor versteckten Verfilzungen stehen. Du bekommst meine erprobte 5-Punkte-Checkliste, mit der du vor jeder Fremdbetreuung oder dem Sommerbadespass die richtigen Entscheidungen triffst. Am Ende weisst du genau, wann ein präventiver Kurzhaarschnitt die entspannteste Lösung ist – und warum zu kurz gefährlich werden kann. Mit diesen Erkenntnissen sparst du dir nicht nur teure Entfilzungs-Sessions, sondern bewahrst deinen Liebling auch vor stundenlangem Ziepen und möglichen Sonnenschäden.

Was beim Planschen mit seidigem oder wollhaarigem Fell passiert

Gehen wir einen Schritt zurück: woher kam der ganze Filz bei der kleinen Labradoodle-Hündin? Der Besitzer erzählte, dass sie den Hund für die Ferien in einen Hort gegeben hatten. Eigentlich auch ein richtig toller Hort.

Es war heiss gewesen in der Zeit, und aufgrund der ganzen Geschichte gehe ich davon aus, dass sie ein Planschbecken oder andere feuchte Abkühl-Möglichkeiten für die Hunde hatten. Was ja auch richtig toll ist… Im Prinzip 😉

Was bringt mich denn zu der Annahme? Der Hund sei vor der Rückgabe noch frisch gewaschen worden – ein Extra-Service, den ein Hundehort ganz bestimmt nicht «einfach so» ausführt bei einem tadellos sauberen Hund. Deshalb gehe ich davon aus, dass das Fell vom Reiben in der Wiese, Sand oder Erde nicht mehr so sauber aussah. Sie hätten sich zuerst auch darüber gefreut; bis sie dann zuhause bemerkten, wie verfilzt ihre süsse Hündin war.

Hier liegt der Hase im Pfeffer: Was für kurzhaarige Hunde mit doppellagigem Fell ein völlig unschuldiger Sommerspass ist – mal schnell ins Planschbecken hüpfen, sich abkühlen, wieder raus – wird für wollhaarige oder langhaarige Hunde mit seidigem Fell zur Filz-Falle. Wenn diese Felltypen immer wieder nass werden und im Anschluss auch noch lange nass bleiben, hat der Filz wunderbar Zeit zu entstehen und sich auszubreiten. Das Problem liegt in der völligen Unterschätzung dessen, wie schnell so ein Lockenfell beim Nasswerden und Nassbleiben verfilzt.

Dazu kommt dann oft noch, dass sich die langhaarigen Hunde versuchen durch Reiben im Gras, auf Decken oder am Boden zu trocknen – wodurch das Verfilzen noch schneller voranschreitet. Ganz typische Anzeichen dafür sind, wenn der Schnauzenbereich besonders stark verfilzt ist: Das zeigt mir sofort, dass sich der Hund zum Trockenwerden am Boden gerieben hat. Die Betreuer sehen das oft nicht, weil der Filz hierbei oft in Nähe der Haut entsteht, da das Fell dort am längsten feucht bleibt. Das abschliessende Bad im Hundehort war wahrscheinlich nur der finale Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte – aber der eigentliche Schaden war durch die wiederholten Planschbecken-Sessions und das unvollständige Trocknen schon längst entstanden.

Die versteckten Gefahrenzonen - wo Filz entsteht, ohne dass du es siehst

Die Hundemama hatte nach der Rückkehr ihrer Australian Labradoodle-Hündin sie jeden Tag gebürstet, um vor dem Termin bei mir zum Scheren möglichst allen Filz herauszubekommen. Und das hatte sie auch geschafft: der Rücken und Bauch waren filzfrei. Auch oben auf dem Kopf und die Ohren. Genau so die Beine vorne und an den Seiten. Als sie zu mir kam, dachte ich beim reinen Anschauen und über den Rücken streicheln: „Super, das wird ein entspannter Termin.“

Aber – wie du bestimmt weisst – hat ein Hund so viele Zonen, die besonders anfällig sind für Verfilzungen. Und schon bald kamen sie alle zum Vorschein: Filzplatten hinter den Ohren. Filz rund um den Hals, wo das Halsband sitzt. Verknotete Stellen über den Pfoten, an der Rückseite der Beine, an der Schnauze (wie gesagt, typisch für das Reiben beim Trocknen), am Popo, an der Rute. Da haben wir 90 Minuten lang geföhnt und gebürstet, heraus rasiert, in die Filzplatten reingeschnitten und weiter gebürstet – bis alles draussen war.

Alternativtext Beschriftung Beschreibung

Der Hunde-Papa war bei allem dabei – und ich glaube, erst im Laufe der Zeit wurde ihm so richtig klar, wie viel Arbeit so eine Entfilz-Aktion bedeutet. Und warum ein Hundesalon mit vollem Terminplan nicht unbegrenzt Zeit für eine Rettungsaktion hat. Seine Frau hatte ja täglich gebürstet, aber in der kurzen Zeit zwischen Hort und dem Termin bei mir hatte sie viele Zonen schlicht noch nicht erreicht.

Warum auch erfahrene Hundebesitzer in die Falle tappen

Damit du nicht denkst, dass nur unvorsichtige Hundebesitzer in diese Falle tappen: Ich hatte auch gerade diesen Sommer noch einen Rüden hier, bei dem wir genau dieses Thema zum Glück besprochen hatten. Seine Besitzer haben ihn kurz vor den Ferien in den Salon gebracht und so hatten sie kein Filzdesaster nach den Ferien. Sie waren richtig stolz auf ihre Voraussicht und dachten, sie hätten das Fell jetzt im Griff. Leider ist ihnen aber danach selbst danach genau das passiert, was sie bei der Fremdbetreuung vermieden hatten.

Wegen der anhaltenden Hitze sind sie oft an einen Fluss baden gegangen mit ihrem Rüden – was ja auch völlig verständlich ist. Der Hund liebte es, sich abzukühlen, und für die Familie waren es entspannte Stunden am Wasser. Sie dachten sich nichts dabei, schliesslich war das Fell ja kurz und pflegeleicht. Was sie übersehen hatten: Auch ein kurzer Schnitt ist nach zwei Monaten nicht mehr kurz, und dann schon lange nicht mehr problemfrei, wenn der Hund regelmässig ins Wasser geht und danach nicht richtig getrocknet wird. Das ständige Nass-Trocken-Nass-Trocken, kombiniert mit dem natürlichen Nachwachsen des Fells, schuf ideale Bedingungen für neue Verfilzungen.

Als sie zu mir kamen, brachten sie mir einen Hund mit viel verstecktem Filz und Knoten mit. Die Besitzerin war sich dessen nicht mal bewusst und hat sich im Anschluss wahnsinnig geschämt, dass es ihr trotz besseren Wissens passiert ist. „Ich mag einfach nicht ständig blowern, nach dem Baden. Das war mein Fehler. Darf ich ihn dir das nächste mal bereits nach vier Wochen wieder zum Scheren bringen?“, fragte sie mich.

Und weisst du was? Das ist tatsächlich eine brillante Lösung für alle, die im Sommer viel Wasserspass mit ihrem Hund haben wollen, ohne nach jedem Bad zur Profi-Fellpflegerin zu werden. Ihre ehrliche Frage zeigt das Dilemma vieler Hundebesitzer: Sie lieben den Wasserspass mit ihrem Hund, aber das aufwendige Nachbehandeln empfinden sie als lästig.

Verständlich – aber genau hier liegt der Knackpunkt.

Anstatt sich zu quälen oder den Hund vom Wasser fernzuhalten, ist der häufigere Salon-Besuch mit einem «sportlichen» Schnitt in einem heissen, badespass-reichen Sommer oft der entspannteste Weg für alle Beteiligten.

Regelmässige Bäder ohne professionelle Trocknung und Fellpflege führen unweigerlich zu Problemen, wenn das Fell länger wird. Das zeigt: Selbst wenn man aufmerksam ist und vorsorgt, kann man die Dynamik von Fellpflege und Wasserspass unterschätzen.

Der Fell-Check vor der Fremdbetreuung: Deine Checkliste

Nach all diesen Erlebnissen habe ich eine Checkliste entwickelt, die dir hilft, böse Überraschungen nach der Fremdbetreuung zu vermeiden. Diese fünf Punkte können dir Stunden der Entfilzung und deinem Hund viel Stress ersparen:

  1. Ehrlicher Längen-Check: Ist das Fell wirklich handhabbar? Fahr mit deinen Fingern durch das komplette Fell – nicht nur oberflächlich streicheln. Kommst du mit dem Kamm überall problemlos durch? Besonders kritisch: hinter den Ohren, am Hals wo das Halsband sitzt, zwischen den Beinen, an der Rute. Wenn du bereits jetzt an manchen Stellen „hängen bleibst“, wird’s nach dem Wasserspass garantiert schlimmer.
  2. Die Wasserfrage: Wie viel Feuchtigkeit ist geplant? Hat dein Hund Zugang zu Wasser, Gewässern oder Hundepools? Wird er bei Regen nass oder bekommt er einen Mantel? Wie oft wird er potenziell durchnässt? Einmal ist meistens kein Problem. Mehrfach hintereinander kann aber kritisch werden – es sei denn, der Hund wird jedes Mal danach auch sorgfältig getrocknet und gebürstet.
  3. Das Betreuungs-Gespräch: Wer macht was und wie genau? Klär mit der Betreuung: Was wird gemacht – und wie genau? Wenn du das Fell normalerweise jeden Tag bürsten musst, sollte der Hundehort das wissen – und bereit sein, sich darum zu kümmern. Gerade an den Problemzonen! Frag konkret: „Wird nach dem Nasswerden geföhnt und gebürstet?“ Die meisten werden ehrlich antworten, dass sie das nicht leisten können.
  4. Die Zeitfrage: Wie lange dauert die Betreuung? Je länger die Fremdbetreuung, desto mehr Zeit hat das Fell, sich zu „entwickeln“. Eine Woche kann man oft noch retten, aber bei zwei Wochen oder länger solltest du wirklich überlegen, ob ein präventiver Kurzhaarschnitt nicht die entspanntere Lösung ist.
  5. Der Mut zur ehrlichen Entscheidung: Wenn du bei diesen Fragen nicht zu 100 % sicher bist: Bring ihn vorher zum Hundefriseur und lass einen sportlichen 13-19mm-Schnitt machen. Dann kannst du wirklich entspannen! Es ist kein Versagen, sondern clevere Vorausplanung. Dein Hund wird dir danken, und du hast nach dem Urlaub ein entspanntes Wiedersehen statt eine 90-minütige Entfilzungs-Session.

Wann du lieber zum Profi gehst - bevor dein Hund dauerhaft kahl bleibt

Wie du aus den Geschichten gesehen hast, ist der präventive Salon-Besuch vor der Fremdbetreuung oder einem badespass-reichen Sommer oft die entspannteste Lösung für alle Beteiligten.

Aber Achtung: Kürzer ist nicht automatisch besser!

Ein häufiger Fehler ist, zu denken „je kürzer, desto pflegeleichter“. Das Fell darf niemals so kurz geschoren werden, dass die Sonne bis auf die Haut durchscheint – und das sind je nach Felltyp völlig unterschiedliche Längen.

Bei einem dichten Lagotto-Fell können das durchaus 9mm sein, während bei dünnerem, seidigem Fell sogar 19mm nötig sein können, um ausreichend Schutz zu bieten. Warum ist das so wichtig? Ein Hund kann bei Sonnenbrand eine Alopezie entwickeln – das bedeutet, dass an den geschädigten Stellen dauerhaft kein Fell mehr nachwächst. Gerade bei dünnem oder sehr hellem Fell, das die Sonne besonders gut «durchlässt», ist das ein echtes Risiko.

Deshalb: Lass dich von einem erfahrenen Hundefriseur beraten, welche Länge für deinen Hund und deine Pläne ideal ist.

Ein sportlicher Schnitt, der trotzdem Schutz bietet, ist der perfekte Kompromiss zwischen Pflegeleichtigkeit und Sicherheit. So kannst du den Sommer und die Fremdbetreuung wirklich entspannt geniessen, ohne dir Sorgen um Filz oder Sonnenschäden zu machen.

Fazit: Entspannt in die Fremdbetreuung - ohne böse Überraschungen

Nach all den Geschichten und Erfahrungen, die ich mit dir geteilt habe, wird eines klar: Fremdbetreuung und Wasserspass mit wollhaarigen oder seidigen Hunden brauchen Vorbereitung. Aber die gute Nachricht ist: Mit der richtigen Einschätzung und ehrlichen Planung kannst du dir und deinem Hund viel Stress ersparen.

Die wichtigste Erkenntnis? Es ist völlig okay zu sagen: „Ich schaffe das Nachblowern nicht“ oder „Ich will entspannt in den Urlaub, ohne mir Sorgen zu machen“. Das macht dich nicht zu einem schlechten Hundebesitzer – im Gegenteil, es zeigt, dass du realistisch planst und an dein Tier denkst.

Warum einfellige Hunde ein ganz anderes Fell als doppelfellige haben

Falls du noch tiefer in die Materie einsteigen und lernen möchtest, wie du Verfilzungen von Anfang an vermeidest – nicht nur vor der Fremdbetreuung, sondern das ganze Jahr über – dann hol dir meinen kostenlosen Anti-Filz-Guide.

Dort erkläre ich dir Schritt für Schritt, wie Filz entsteht, was die Besonderheit von wollhaarigen Langhaarhunden, wie Labradoodles, Cobberdogs, Pudel, Lagotto, Löwchen, Doodle und Oodles wie; Havapoo, Cockapoo etc ausmacht und was wirklich hilft, das Fell gesund und geschmeidig zu erhalten.

Denn am Ende ist Prävention immer entspannter als eine für alle Seiten unangenehme Entfilzungs-Aktion.

Hier geht’s zum kostenlosen Anti-Filz-Guide

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