Ich sitze mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden. Mimzy liegt auf dem Rücken auf meinen Oberschenkeln – unsere Standard-Position fürs Krallenschneiden. Sie ist tiefenentspannt, ich hochkonzentriert.
Krallen kürzen beim Hund; ich mach das schon gefühlt ewig. Immer gleich: Vorne rechts, vorne links, hinten links … alles läuft ruhig.
Bis ich plötzlich Blut an meinen Fingern sehe.
Moment. Woher kommt das?
Ich schaue genauer hin – und merke: Ich habe Mimzy an einer Kralle ins Lebendige geschnitten. Fünf Krallen vorher, um genau zu sein. Und sie? Rückblickend hatte sie nur kurz mit der Pfote gezuckt – und bleibt einfach liegen. Keine Dramatik, kein Theater.
Leeloo dagegen, unsere leider 2023 verstorbene Chihuahua-Dame, hat beim Krallenschneiden regelmässig die höchsten Oktaven erreicht, noch bevor ich überhaupt in die Nähe der Blutader kam. Deshalb hab ich die Chihuahuas auch noch nie ins Leben geschnitten. Zwei Hunde, zwei Welten.
Und ich? Sitze da, mit Herzklopfen und blutigem Finger, und denke:
„Was für eine schlechte Hundemama bin ich bitte?“
Aber weisst du, was ich heute darüber denke?
Ich bin froh, dass es passiert ist.
Weil ich seitdem genau weiss, wie sich diese Angst anfühlt – die Angst, dem eigenen Hund beim Krallenschneiden weh zu tun.
Und ich weiss auch, wie viele sie davon abhält, es überhaupt zu versuchen.
Genau diese Angst ist der Grund, warum so viele Hunde mit viel zu langen Krallen herumlaufen. Im Salon sehe ich das ständig: gepflegtes Fell, saubere Ohren – und Krallen, die die viel zu lang sind. Die Besitzer sagen dann leise: „Ich trau mich einfach nicht, sie machen das ja.“
Ich verstehe das. Ich war da auch.
Ich bin Sabine, Hundefriseurin und Fellpflege-Coach, und ich kann dir versichern: Krallenschneiden ist keine Hexerei. Es braucht ein bisschen Know-how, die richtige Technik, gute Tools – und vor allem Mut, einfach anzufangen.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du die Krallen deines Hundes selbst kürzen kannst, ohne dass es in einem Drama endet – weder für dich noch für deinen Hund.
Du erfährst:
- woran du erkennst, dass die Krallen zu lang sind
- welche Ausrüstung wirklich Sinn macht
- wie du bei schwarzen Krallen vorgehst
- und wie du mit der Angst umgehst, etwas falsch zu machen
Denn ja: Es kann mal bluten.
Aber ist es nicht schlimmer, es aus Angst gar nicht zu tun – und deinem Hund damit langfristig zu schaden?
Warum regelmässiges Krallen kürzen beim Hund so wichtig ist
Vor ein paar Monaten kam eine 13-jährige Hündin zu mir in den Salon. Nadia brachte sie vorbei – eine sanfte Dame auf vier Pfoten.
Schon beim ersten Blick fiel mir etwas auf: Die Pfotenstellung war verändert. Die kleine Hündin kippte mit den Hinterpfoten leicht nach hinten. Nichts Dramatisches, aber deutlich sichtbar.
Als ich ihre Krallen sah, war mir klar, warum. Sie waren zu lang.
Ich zeigte Nadia, wie sie erkennen kann, wann die Krallen zu lang sind und sie diese mit einer elektrischen Krallenfeile (Dremel) kürzen können.
Ihre Reaktion?
„Das hat uns noch nie jemand gesagt. In all den Jahren, in all den Salons – niemand hat uns erklärt, wie wichtig das gerade im Alter ist.“
Sie waren dankbar. Und ich dachte mir: Wie kann es sein, dass so viele das nicht wissen?
Woran du erkennst, dass die Krallen zu lang sind
Bei Langhaarhunden wie Labradoodles, Cockapoos oder Lagottos hörst du oft kein Klackern auf dem Boden – selbst wenn die Krallen schon viel zu lang sind.
Das dichte Fell dämpft das Geräusch. Besonders draussen täuscht das schnell. Und umgekehrt kann’s auch passieren, dass du auf Laminat ein Klackern hörst, obwohl alles perfekt ist.
Kurz gesagt: Verlass dich nicht auf dein Gehör.
Mach lieber eine Routine draus. Ich zum Beispiel kontrolliere Sonntags abwechselnd Pipi/Popo oder die Krallen – immer am selben Tag, immer dasselbe Ritual. So vergisst man’s nicht, und der Hund weiss irgendwann: „Ah, heute ist Beauty Tag.“
Gerade bei Hunden mit viel Fell an den Pfoten sieht man oft gar nicht, wie lang die Krallen wirklich sind.
Mein Tipp: Kämm das Fell an den Pfoten nach hinten/oben und schau seitlich drauf.
Kannst du noch ein Blatt Papier zwischen Kralle und Boden schieben?
Wenn nicht – sind sie (schon viel) zu lang.
Aber warte gar nicht erst, bis es so weit ist: Die Krallen sollten nicht über den Ballen hinausragen.
Was viele unterschätzen: Zu lange Krallen sind kein Schönheitsproblem. Sie verändern, wie dein Hund läuft.
Stell dir vor, du trägst Schuhe, die vorne zwei Nummern zu klein sind – deine Zehennägel drücken bei jedem Schritt, du weichst automatisch aus. Genauso geht’s deinem Hund. Er verlagert sein Gewicht, um den Schmerz zu vermeiden – und das kann auf Dauer die gesamte Körperhaltung verändern.
Die Faustregel lautet:
Wenn die Krallen im Stand den Boden berühren oder über den Ballen hinauswachsen, ist es höchste Zeit fürs Kürzen.
Und die Wolfskralle (also die Daumenkralle an der Seite)? Die nutzt sich (fast) nie von selbst ab. Die musst du regelmässig kontrollieren, sonst wächst sie ins Fleisch – oder dein Hund bleibt damit hängen und reisst sie sich ab, und das ist richtig schmerzhaft.
Wie oft du die Krallen deines Hundes kürzen solltest, hängt von mehreren Dingen ab:
- Wie aktiv ist dein Hund?
- Läuft er viel auf Asphalt oder eher im Wald?
- Ist er leicht gebaut oder kräftig?
- Wie widerstandsfähig sind die Krallen (Farbe und Ernährung)?
- Und wie alt ist er?
Ältere Hunde bewegen sich weniger – ihre Krallen nutzen sich langsamer ab. Jüngere, aktive Hunde wetzen sie oft von selbst runter, aber darauf kannst du dich nicht verlassen. Auch nicht, wenn du „genug“ lange Spazieren gehst. Das sind nur Anhaltspunkte.
Als Faustregel gilt: Alle zwei bis vier Wochen kontrollieren.
Wenn die Krallen schon sehr lang sind, wächst das Leben manchmal mit und wird länger. Dann ist es sicherer, jede Woche ein paar Millimeter zu kürzen. So zieht sich das „Leben“ – also der durchblutete Bereich in der Kralle – langsam wieder zurück.
Das ist wie ein kleines Training: regelmässig ein bisschen ist besser als selten und radikal.
Und dieses Training: Krallen kürzen bei deinem Hund, wirkt gleich doppelt:
- Für die Kralle, weil sich das Leben mit der Zeit immer weiter zurückzieht
- Und für dich als Besitzer, weil du mit jeder Wiederholung sicherer wirst und eine echte Routine entwickelst
Kleines Zückerchen obendrauf: Wenn du nur kleine Stückchen kürzt, lernt dein Hund, dass das Ganze nicht weh tut. So vermeidest du Stress – und du läufst auch viel weniger Gefahr, zu nah ans Leben zu kommen.
Die grösste Angst beim Krallenschneiden – und wie du damit umgehst
Das „Leben“, die „Blutader“ – so und anders nennt man den durchbluteten Teil der Kralle. Die Kralle vom Hund besteht nicht einfach nur aus Horn, sondern enthält Nerven und Blutgefässe. Deshalb spricht man auch vom lebenden Teil – oder auf Englisch Quick.
Bei hellen Krallen sieht man ihn gut: ein zarter rosa Bereich. Bei schwarzen Krallen dagegen bleibt er unsichtbar – und genau das macht vielen Hundebesitzern Angst.
Was, wenn ich zu viel abschneide?
Was, wenn es blutet?
Was, wenn mein Hund mir danach nie wieder vertraut?
Ich verstehe das so gut.
Aber lass mich dir eins sagen: Ja, es kann mal bluten. Und ja, das ist unangenehm. Aber es ist auch nicht das Ende der Welt.
Als es bei Mimzy passierte, habe ich sofort reagiert und die Blutung gestoppt – wie genau, erkläre ich dir gleich im nächsten Abschnitt.
Und jetzt kommt der entscheidende Punkt:
Ist es wirklich schlimmer, einmal zu viel zu schneiden, als die Krallen aus Angst gar nicht zu kürzen?
Ich denke da an all die Hunde, die bereits unter Haltungsschäden leiden, weil die Krallen einfach zu lang geworden sind. Das ist kein kurzer Moment – das ist ein täglicher, stiller Schmerz.
Mimzy dagegen hat kurz gezuckt. Ich habe die Blutung gestoppt. Und dann war’s vorbei.
Sie hat mir nicht böse Blicke zugeworfen, kein Drama gemacht.
Heute liegt sie noch genauso entspannt auf meinem Schoss, wenn Sonntag ist und wieder Krallentag ansteht.
Weil es ein Ritual geworden ist.
Weil ich gelernt habe, was ich tun muss, damit es nicht mehr passiert.
Weil ich jetzt besser hinschaue.
Weil ich – trotz kurzer Schnappatmung – ruhig geblieben bin.
Und weil ich „wieder in den Sattel gestiegen“ bin.
Dieses eine unschöne Erlebnis war nicht das Ende, sondern der Anfang. Seitdem sind unzählige ruhige, unaufgeregte Momente gefolgt – jedes Mal ein bisschen mehr Vertrauen, ein bisschen mehr Gelassenheit. Auf beiden Seiten.
Was du wirklich brauchst: Die richtige Ausrüstung (ohne Schnickschnack)
Ich habe im Laufe der Jahre so viele Krallenzangen ausprobiert – und gefühlt jede Fehlkonstruktion war schon mal dabei.
Teure Modelle, bei denen ich richtig Kraft brauchte. Winzige Kaninchenzangen, die vielleicht bei Welpen funktionieren, aber so wackelig sind, dass man schnell zu viel erwischt (und das endet selten gut). Und dann diese Zangen mit zu breiten Klingen – die Krallen sind mir regelrecht gesplittert.
Irgendwann war klar: Ich brauche etwas, das funktioniert. Etwas, das mir Kontrolle gibt. Und etwas, das meinen Hunden nicht weh tut.
Heute arbeite ich beim Krallen kürzen beim Hund am liebsten mit einem Dremel – aber nicht mit irgendeinem.
Bitte keinen aus dem Baumarkt! Die laufen viel zu schnell und sind für alle ausser Profis schlicht zu riskant.
Mein Favorit ist die elektrische Krallenfeile von Andis.
Was ich daran liebe:
- Zwei Geschwindigkeitsstufen – leise und sanft für Anfänger, schneller für erfahrene Hunde, aber immer noch so, dass ich nicht zu viel pro Sekunde erwische
- Der Schleifstein lässt sich einzeln nachkaufen, du musst also nicht gleich das ganze Gerät ersetzen
Das spart Geld, Nerven – und ehrlich gesagt, auch ein bisschen Umwelt.
Mit dem Dremel habe ich 100 % Kontrolle. Ich halte ihn nie länger als eine Sekunde am Stück auf die Kralle – sonst wird’s zu heiss. Kurze, sanfte Berührungen, dann Blick auf die Kralle.
So sehe ich genau, wann das „Leben“ näher kommt – ganz anders als bei Zangen, wo man viel zu einfach zu viel erwischen kann, ohne es vorher zu merken.
Wenn dein Hund das Gefühl oder Geräusch vom Dremel gar nicht mag, ist das auch kein Drama. Dann empfehle ich dir eine Krallenzange im Guillotine-Stil für die Übergangszeit und die Daumen- oder Wolfskralle und dann: üben, üben, üben mit der elektrischen Feile.
Die Krallenzange im Guillotine-Stil hat eine sehr feine Klinge – du kannst damit umliegende Haut oder Nachbarkrallen viel schwerer verletzen als mit anderen Modellen.
Wichtig ist nur eins: Sie muss scharf sein. Eine stumpfe Zange quetscht die Kralle, statt sie zu schneiden – und das tut richtig weh.
Und nie zu viel: Also lieber Millimeter für Millimeter kürzen und beobachten, wie sich die Kralle verändert.
Was du sonst noch brauchst:
- Gute Sicht und Licht – am besten vor dem Fenster, besonders bei dunklen Krallen
- Blutstillendes Material – ich nutze inzwischen blutstillende Watte aus der Apotheke, aber ein Schälchen Maizena (Maisstärke) funktioniert genauso gut, oder z.B. Puder zur Blutstillung aus dem Hundeshop
- Einen alten Strumpf – vorne ein Loch reinschneiden, Pfote durch – so bleibt das Fell aus dem Weg (Ich schiebe es meist einfach mit den Fingern beiseite, aber der Strumpf ist Gold wert bei wuscheligen Zappel-Pfoten)
- Leckerlis – viele Leckerlis!
Schritt für Schritt: So schneidest du die Krallen beim Hund richtig
Einmal tief durchatmen. Schultern locker. Hände ruhig.
Dein Hund spürt jede Unsicherheit – zeig ihm, dass du das im Griff hast.
So trainierst du die Routine
Bei meinen Hunden haben wir von Anfang an trainiert, auf dem Rücken auf meinen Beinen zu liegen – ich sitze mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden. Am Anfang war das nur für ein paar Sekunden. Dann kam sofort die Belohnung – Spielen, Streicheln, Spaziergang, was auch immer sie lieben.
Heute ist das unser Sonntagsritual. Mimzy weiss genau, was kommt – und sie weiss auch, wann wir fertig sind. Nach der letzten Kralle hüpft sie von selbst vom Schoss.
Hunde lieben Rituale. Wenn du immer denselben Ablauf wählst, fühlen sie sich sicher. Und du wirst mit jeder Wiederholung ruhiger.
Meine Reihenfolge – immer gleich
Ich gehe immer im Kreis vor:
- vorne rechts
- vorne links
- hinten links
- hinten rechts
Die Wolfskralle – also die Daumenkralle – mache ich immer mit der Guillotine-Zange, nie mit dem Dremel oder einer herkömmlichen Krallenzange. Das ist einfach sicherer, weil man bei dieser Kralle nicht viel Platz hat und mit der „normalen“ Krallenzange schnell auch die Haut an der Pfote mit einklemmen kann und mit dem Dremel auch schnell mal verrutscht, weil man diese Kralle schlecht fixieren kann.
So halte ich die Pfote beim Krallen kürzen beim Hund
Ich nehme jede Zehe einzeln zwischen zwei Finger, damit sie stabil steht und nicht wackelt. Wenn sie beim Dremmeln vibriert, ist das nämlich unangenehm für den Hund.
Mit der linken Hand halte ich die Pfote, mit der rechten führe ich den Dremel.
Meine Daumen stütze ich dabei aneinander ab – das gibt Stabilität und darüber sind die haltende Hand und die arbeitende Hand mit der Pfote verbunden. Bewegt sich die Pfote, bewegt sich der Dremel mit und bleibt nicht stehen und läuft Gefahr, an der Haut zu feilen.
Ich bewege ihn von links nach rechts über die Kralle (meine Hände sind quer zur Kralle), aber meine Hand geht von oben nach unten – also mit der Drehung, nicht dagegen.
So „hüpft“ der Dremel nicht über die Kralle. Denn dieses Hüpfen spürt der Hund bis in die Knochen – und das kann schnell zu viel werden.
Woran du erkennst, wann du stoppen musst
Ich schaue beim Kürzen nie von der Seite an die Kralle, sondern von unten. Da kannst du am besten sehen, was passiert.
Bei hellen und dunklen Krallen gilt das Gleiche:
Erst siehst du von unten einen kleinen Halbkreis – das ist dein erstes Warnsignal.
Wenn daraus ein voller Kreis wird, bist du nah am Leben. Dann heisst es: aufhören oder nur noch suuuuper vorsichtig weiter.
Sobald du in der Mitte vom Kreis einen kleinen hellen Punkt siehst – Stopp. Da kommt das Leben. Normal höre ich hier auf.
Aber manchmal übersieht man diesen Punkt. Wenn du stattdessen eine matte schwarze oder rosa Fläche siehst, bist du schon am Leben (aber noch nicht drin). Dann sofort aufhören, bevor es blutet, Schleifer weg – und tief durchatmen.
Wenn du's lieber siehst als liest
In meinem Instagram-Video zeige ich dir ganz genau:
- wie ich sitze
- wie Mimzy auf meinem Schoss liegt (aber auf dem Boden sitzend geht es besser)
- wie ich die einzelnen Ballen und meine Hände halte
- wie ich den Dremel halte und bewege, so dass der nicht auf der Kralle „hüpft“ (sehr unangenehm für den Hund)
- wie lange ich am Stück mit dem Dremel auf der Kralle bleibe
Hier geht’s zum Video auf Instagram
Manchmal versteht man Dinge einfach besser, wenn man sie sieht – und das gilt beim Krallenschneiden ganz besonders.
Was tun, wenn's doch mal blutet?
Okay – es ist passiert. Dein Hund zuckt zurück, du siehst Blut, und dein Herz rutscht dir in die Hose.
Dieser Moment, in dem du denkst: „Oh nein, jetzt hab ich alles versaut.“
Atme. Tief durch.
Als es mir mit Mimzy passiert ist, habe ich sofort reagiert: Ab in die Küche, ein kleines Schälchen Maizena (Maisstärke) geschnappt, und die blutende Kralle fest hineingedrückt.
Blutstillende Watte, Puder & Co – das hilft wirklich bei blutenden Krallen
Das Maizena hilft, die Wunde zu verschliessen. Und ja – du musst wirklich Druck geben. Kein zaghaftes Tupfen, sondern richtig fest. Das kann für ein paar Sekunden unangenehm sein, aber es stoppt die Blutung zuverlässig. Also, wenn du im Notfall nichts anderes dahast: Maizena funktioniert absolut tiptop.
Aber: Ich habe heute immer blutstillendes Puder bekommst du z.Bsp. hier oder blutstillende Watte (erhält man in jeder Apotheke) im Haus – das ist praktisch und wirkt schneller und besser als Maisstärke.
In den meisten Fällen hört die Blutung innerhalb von fünf bis dreissig Minuten auf. Danach heisst es: ruhig bleiben lassen. Vermeide, dass dein Hund sofort wieder herumrennt oder wild spielt – die verletzte Kralle reisst sonst leicht wieder auf.
Wenn die Blutung länger anhält oder sehr stark ist, geh bitte zum Tierarzt – sicher ist sicher.
Aber glaub mir: Wenn dein Hund kein Bluter ist und du nicht gerade den halben Nagel abgeschnitten hast, ist es in 99 % der Fälle nach wenigen Minuten vorbei.
Und dein Hund? Der hat’s vermutlich schon vergessen, während du noch denkst, du hättest ihm die Welt zerstört.
Hunde leben im Moment. Wenn du ruhig bleibst und souverän handelst, merkt dein Hund, dass du weisst, was du tust – auch, wenn mal was schiefgeht.
Das Wichtigste kommt danach: Mach weiter. Nicht sofort am selben Tag, aber beim nächsten Mal.
Wenn du jetzt aus Angst aufhörst, die Krallen zu schneiden, wächst das Problem nur weiter. Wörtlich.
Es ist wie beim Fahrradfahren: Wenn du hinfällst und nie wieder aufsteigst, lernst du es nie. Aber wenn du wieder aufsteigst – vielleicht etwas vorsichtiger, mit mehr Achtsamkeit – dann wirst du mit jedem Mal sicherer.
Wie du deinen Hund ans Krallenschneiden gewöhnst (ohne Drama)
Fang früh an – am besten schon im Welpenalter. Gewöhn deinen Hund daran, dass du seine Pfoten anfasst – einfach so, beim Kuscheln oder Spielen.
Dann gehst du schrittweise weiter:
- Zange oder Dremel nur in die Hand nehmen, nichts tun → Belohnung
- Kurz ansetzen, ohne zu schneiden/feilen → Belohnung
- Eine winzige Spitze abnehmen → Belohnung
- Richtig kürzen einer Kralle → Belohnung
- Ein paar Krallen kürzen → Belohnung
- Alle Krallen kürzen → Belohnung
So lernt dein Hund: „Das ist nicht gefährlich – und danach passiert etwas Gutes.“
Bei meinen Hunden hat das genau so funktioniert: Sie lagen auf dem Rücken auf meinen Beinen – erst kurz, dann länger. Und danach kam immer etwas Schönes (Belohnung muss ja nicht immer ein Leckerli sein): Spielen, Spaziergang, Leckerli. So wurde das Krallenschneiden kein Drama mehr, sondern unser Sonntagsritual.
Überlege dir, was du als Belohnung nehmen willst. Oder wie du das Krallen kürzen bei deinem Hund am besten im Alltag einbaust; z.Bsp. immer kurz vor dem heissgeliebten Treff mit seinem Lieblings-Hunde-Kumpel einbauen kannst: so bekommt das Krallen kürzen eine ganz neue Bedeutung!!
Wenn dein Hund schon schlechte Erfahrungen gemacht hat:
Tipps gegen Angst beim Krallenschneiden beim Hund
Wenn du denkst, du würdest ja gerne – aber dein Hund lässt sich einfach keine Krallen schneiden, dann lies unbedingt weiter. Denn; ihr bringt das wieder hin! Bestimmt!
Aber es braucht Zeit. Und Geduld. Und manchmal auch ein bisschen Unterstützung.
In meiner Fellness & PfotenProfi Challenge zeige ich dir, wie du Vertrauen aufbaust, wie du Pfotenpflege Schritt für Schritt neu verknüpfst und wie dein Hund lernt: Pflege ist nichts Bedrohliches, sondern ein Moment von Nähe.
Über fünf Wochen arbeiten wir gemeinsam daran, dass dein Hund lernt, ruhig zu bleiben, wenn du seine Pfoten berührst. Du füllst seine „Vertrauensbank“, reduzierst Angst vor Werkzeugen und entwickelst eine Routine, die euch beiden guttut.
Was du in der Challenge lernst:
- Wie du die Basis für ein starkes Vertrauensverhältnis schaffst
- Wie Vertrauen aufgebaut und erhalten wird und was es für die Fellpflege bedeutet
- Wie du „Pfote geben“ von „schrecklich“ zu „toll“ umkonditionierst
- Techniken, damit dein Hund das Bürsten geniessen kann
- Wie du ein beständiges Ritual implementierst, das Sicherheit und Entspannung bietet
Die Challenge ist keine Anleitung, wie man Krallen schneidet – das hast du ja gerade hier gelernt. Aber sie ist eine Anleitung, wie du deinen Hund dazu bringst, stillzuhalten und die Pflege zu geniessen, statt dagegen anzukämpfen.
Du schaffst das
Allein, dass du bis hierhin gelesen hast, zeigt: Du willst es richtig machen. Das ist der wichtigste Schritt.
Krallenpflege ist kein Hexenwerk. Es ist Routine. Vertrauen. Und ein bisschen Übung.
Mit jedem Mal wirst du sicherer, dein Hund entspannter.
Und irgendwann ist Krallenschneiden kein Drama mehr – sondern einfach euer Ritual am Sonntag.
Schnapp dir dein Werkzeug, atme tief durch – und fang an.
Dein Hund wird’s dir danken.





