Wie lang soll ich das Fell meines Cobberdogs oder Doodles scheren?
Diese Frage höre ich fast täglich – und die Antwort ist komplexer, als die meisten denken. Denn es geht nicht nur um Optik oder Pflegeleichtigkeit, sondern um den Schutz vor einem unsichtbaren Feind: der Sonne.
Vor wenigen Wochen erhielt ich einen Anruf, der mich zutiefst erschütterte. Ein Hund aus meiner Zucht hatte schwarzen Hautkrebs entwickelt – ausgerechnet am Nasenspiegel, dort wo die helle Haut besonders verletzlich ist. Dieser Fall zeigt eindrucksvoll, warum die richtige Scherlänge über die Gesundheit deines Hundes entscheiden kann.
Als ALAA-zertifizierte Züchterin von Australian Labradoodles seit 2017, sowie als spezialisierte Doodle Scissoring Expertin kenne ich die besonderen Herausforderungen dieser wundervollen, aber genetisch komplexen Hunde. Labradoodles, Cobberdogs und andere Doodle-Varianten haben aufgrund ihrer Kreuzungsgeschichte eine enorme Variabilität in Felldichte, -struktur und -beschaffenheit – was bedeutet, dass pauschale Scherlängen-Empfehlungen oft gefährlich sind.
In diesem Artikel erfährst du nicht nur die konkreten Millimeter-Angaben für die optimale Felllänge, sondern auch den wissenschaftlichen Hintergrund, warum dein single coated Langhaar-Schatz mit seidigem, nur leicht welligem Fell mehr Sonnenschutz braucht als andere Hunderassen – sogar mehr als ein ähnlicher Locken-Hund wie der Lagotto Romagnolo oder der Pudel mit dem typischen dichten Wollhaar.
Du lernst den einfachen „Durchschein-Test“ kennen, mit dem du die perfekte Länge für deinen individuellen Hund bestimmst, und erhältst spezielle Tipps für gescheckte Hunde mit heller Haut.
Wie Sonnenlicht die Haut deines Doodles gefährden kann – und was du dagegen tun kannst
Australian Cobberdogs, oder Havaneser, Malteser, Pudel, Lagotto Romagnolo, Wasserhunde u.v.m. haben kein schützendes zweilagiges Fell wie andere, urtümlichere Hunderassen. Während ein Deutscher Schäferhund oder Golden Retriever eine dichte Unterwolle plus wasserabweisendes Deckhaar besitzt, haben unsere «Lockenhunde» ein sogenanntes Single-Coat-Fell. Wenn du mehr darüber lesen möchtest, dann schau hier in diesen Blog-Aritkel. Das bedeutet konkret: nur eine Fellschicht steht zwischen der empfindlichen Hundehaut und den schädlichen UV-Strahlen.
Wird das Fell nun zu kurz geschoren, kommen die schädlichen UV-Strahlen bis auf die Haut.
Welche Hunde und Stellen besonders gefährdet sind

Hier wird der Unterschied zu ähnlichen Rassen wie z. Bsp. dem Lagotto Romagnolo besonders deutlich. Manch ein Lagotto kann problemlos mit 9 Millimetern geschoren werden, weil sein Fell genetisch darauf programmiert ist, extrem dicht zu wachsen – jeder Quadratzentimeter ist von dichtem, krausem Haar bedeckt. Bei Doodles hingegen variiert die Felldichte dramatisch, selbst innerhalb eines Wurfes.
ABER ungeachtet der Rasse: Alle Hunde, die zu kurz geschoren werden, sind vor allem am Rücken und Kopf sehr gefährdet!
Besonders aufpassen sollte man bei einfelligen Hunden, deren Fell eher seidig/gerade ist, die wenig Fell haben, sehr helles Fell und/oder dazu noch gescheckt sind – da unter dem hellem Fell oft ebenfalls helle, ungeschützte Haut liegt!
Nicht immer, aber manchmal ist auch die Stelle über dem Nasenspiegel bei gescheckten Hunden – oder Hunden mit sehr heller Nase – sehr hell. Diese schauen wir später an nochmals genauer an.
Diese Stellen sind extrem anfällig für Sonnenbrand, der zu Alopezie (dauerhaftem Haarverlust) und im schlimmsten Fall zu Hautkrebs führen kann.
Welche Felllänge schützt deinen Doodle optimal?
Die 14–20 mm Regel – und wann sie nicht ausreicht
Die goldene Regel lautet: Das Fell muss so lang sein, dass kein Sonnenlicht bis zur Haut durchdringen kann.
In der Praxis bedeutet das für die meisten Cobberdogs eine Mindestlänge von 14-20 Millimetern, abhängig von der individuellen Felldichte und -struktur.
Zu kurz geschorenes Fell kann im schlimmsten Fall durch Sonnenschäden sogar zum Absterben der Haarwurzeln und so zur Alopezie beim Hund führen – also dauerhaft kahlen Stellen.
Der Durchschein-Test – so findest du die ideale Länge
So funktioniert der Durchschein-Test: Fahre mit einer hellen Lampe oder schaue direkt bei Sonnenlicht langsam über das geschorene Fell deines Hundes. Kannst du die Haut darunter deutlich sehen, ist es definitiv zu kurz. Bei optimalem Sonnenschutz sollte das Fell eine Barriere bilden – auch bei hellem Licht darf keine Haut durchschimmern
Scherrichtung vs. effektive Länge – das passiert gegen den Strich
Hier ist ein wichtiger technischer Aspekt: Die Scherrichtung beeinflusst die effektive Länge dramatisch. Scherst du mit der Wuchsrichtung des Fells, stimmen die von mir genannten Millimeter-Angaben mit den Angaben auf den Snap On- oder Aufschiebekämmen überein. Scherst du jedoch gegen die Wuchsrichtung des Fells, musst du mindestens eine bis zwei Aufsatz-Längen mehr rechnen! Das Fell wird so deutlich kürzer und bietet weniger Sonnenschutz als die eigentliche Einstellung vermuten lässt.
Was der Felltyp über die Länge verrät
Unterschiede zwischen Cobberdog, Labradoodle, Pudel & Co.
Ein Cobberdog mit dunklem, dichtem, krausem Fell kann möglicherweise mit 10-15 Millimetern ausreichend geschützt sein, während ein heller Labradoodle mit weniger dichtem, eher glatten Fell 20-25 Millimeter benötigt – oder vice versa. Ich habe in meiner Zuchtpraxis sogar Hunde erlebt, die aufgrund ihrer besonderen Fellstruktur 30 Millimeter brauchten, um den Durchschein-Test zu bestehen. Das heisst; die Rasse alleine entscheidet NICHT über die Mindestlänge des Fells.
Wie Alter & Fellwechsel die Anforderungen verändern
Die Herausforderung liegt auch im Alter des Hundes: Ein Hund im Fellwechsel hat ein viel dichteres Fell als beispielsweise ein älterer Hund von 10 Jahren! Verlass dich daher nicht auf eine einmal gemachte Erfahrung bei deiner Woll-Maus, sondern teste regelmässig neu.
Mimzy vs. Snoobs – zwei Hunde, zwei Längen
Bei meinen eigenen Hunden zeigt sich diese Individualität deutlich: Während Mimzy mit ihren 9,5 Jahren mindestens eine Länge von 16 Millimetern am Körper braucht, reicht bei Snoobs 11 Millimeter als Sonnenschutz. Aus optischen Gründen schere ich allerdings auch sie nicht kürzer als 14 Millimeter am Körper.
Gescheckte Doodles & helle Haut: Achtung Sonnenbrandgefahr
Warum weisses Fell tückisch ist
Gescheckte Hunde mit weissen Fellpartien stehen vor einer besonderen Herausforderung: Unter dem weissen Fell befindet sich oft unpigmentierte, helle Haut. Das ist wie bei uns Menschen – dunklere Haut erleidet seltener Sonnenbrand als ein nordischer Typ mit sehr heller Haut.

Diese Hautpartien musst du besonders schützen
Die neuralgischen Punkte bei gescheckten Hunden sind: der Nasenrücken, die Innenseite der Ohren bei Hunden mit aufgestellten oder halb aufgestellten Ohren, der Bauch und alle Bereiche, wo rosa Haut zu sehen ist.
Dort wo man die Felllänge durch Scheren beeinflussen kann gilt: Während ein einfarbiger Hund mit dichtem Fell möglicherweise mit 14 Millimetern auskommt, sollten weisse Fellpartien nur bei sehr dichtem Fell unter 18-20 Millimeter geschoren werden.
Sonnencreme richtig anwenden (Lichtschutzfaktor & Inhaltsstoffe)
So wendest du Sonnencreme für Hunde richtig an: Trage sie 20 Minuten vor dem Spaziergang in der Sonne auf die gefährdeten Hautstellen auf. Verwende nur Produkte ohne Zinkoxid oder andere für Hunde toxische Inhaltsstoffe mit mindestens Lichtschutzfaktor 30.
Besonders wichtig ist der Bereich direkt hinter dem Nasenspiegel, wenn es da helle Hautstellen gibt – diese Stelle ist praktisch unmöglich ausreichend behaart und bleibt immer exponiert.
Der Hautkrebs-Fall aus meiner Zucht
Der eingangs erwähnte Fall betraf ein Hundemädchen, mit heller Haut direkt hinter dem Nasenspiegel. Diese Stelle ist besonders verletzlich, weil dort manchmal helle oder gänzlich unpigmentierte Haut liegt, der das schützende Melanin fehlt.
Melanin ist der natürliche Farbstoff, der nicht nur das Fell, sondern auch die Haut färbt und uns Menschen, wie auch unsere Hunde vor UV-Schäden schützt.

Scheren im Winter: Warum die Jahreszeit nicht alles entscheidet
Die überraschende Antwort: Bei der Grundlänge unterscheide ich kaum zwischen den Jahreszeiten. Der Durchschein-Test bleibt das ganze Jahr über der entscheidende Massstab, denn auch im Winter können UV-Strahlen durch Schnee und Eis sogar verstärkt werden – was gerade in höheren Lagen zu beachten ist. Hat ein Hund sowieso ein sehr dünnes Fell, dann empfiehlt es sich Winter wie Sommer, dieses länger zu halten. Ist es sehr dicht und gelockt, darf (aber muss nicht) der Wuffi es im Winter wie im Sommer etwas kürzer tragen.
Das eigentliche Winterproblem liegt woanders: Schneeklumpen und Eisbildung im Fell. Je länger das Fell, desto mehr Schnee bleibt darin hängen und bildet schmerzhafte Eisknollen an den Beinen, am Bauch und zwischen den Zehen. Und in den schneelosen Zeiten ist es oft nass und matschig unterwegs – das Fell leidet unter der wiederholten Nässe, es sei denn, du föhnst nach jedem Spaziergang alles gründlich aus.
Meine Empfehlung: Wintermantel mit Beinschutz
Die praktische Lösung: Winterbekleidung mit Beinschutz. Da einfellige Langhaar-Hunde wie Doodles und Cobberdogs ohnehin kein vor Wind und Wetter schützendes Deckfell plus isolierende Unterwolle besitzen, sind sie von Natur aus kälte- und nässeempfindlich.
Ein Wintermantel für Hunde mit Beinschutz löst mehrere Probleme gleichzeitig: Er schützt vor Kälte und Nässe, verhindert Schneeklumpen und ermöglicht es dir, das Fell auf optimaler Länge zu halten.
Ich empfehle oft den Non-Stop Protector Snow, der Körper und Beine komplett abdeckt. Bei Hunden mit dünnerem Fell ist zusätzlich ein warmer Wintermantel darunter sinnvoll.
Häufige Fehler beim bestimmen der Felllänge deines einfelligen Langhaar-Lockenhund
1. Zu kurz = zu gefährlich
Der klassische Fehler Nummer eins: „Je kürzer, desto besser.“
Vor allem im Sommer führt dieser Trugschluss geradewegs zum Sonnenbrand beim Hund. In Facebook-Gruppen und Foren lese ich immer wieder von Hundebesitzern, die einen 6-8 Millimeter Schnitt im Sommer für die ideale Lösung gegen Hitze und Verfilzung halten. Gegen Verfilzung mag das stimmen – aber auf Kosten eines Sonnenbrands und nachfolgender Alopezie (dauerhaftem Haarverlust)?
2. Gegen die Wuchsrichtung scheren
Ebenso problematisch ist der „Gegen-den-Strich-Fehler“: Wer gegen die Wuchsrichtung schert, erhält eine deutlich kürzere Länge als geplant. Ein 16-Millimeter-Aufsatz ergibt dann nur noch 10-13 Millimeter effektive Länge – verheerend, wenn das Fell nicht dicht genug ist. Besonders kritisch wird es am sogenannten „Cow-Lick“, wo das Fell die Richtung wechselt.
3. Fellstruktur & Alter ignorieren
Felltyp und Alter des Hundes ignorieren: Nicht jeder wollhaarige Langhaarhund ist gleich – und das verändert sich auch im Laufe des Lebens. Ein typischer Lagotto mit dichtem Fell verträgt kürzere Längen als ein Labradoodle mit lockerer Fellstruktur. Die Rasse allein gibt niemals Aufschluss über die optimale Scherlänge.
4. Gescheckte Hunde wie einfarbige behandeln
Der gefährlichste Fehler: Weisse Fellpartien mit heller Haut darunter sind Hochrisikozonen. Hier darf niemals zu kurz geschoren werden, unabhängig von der vermeintlichen Pflegeleichtigkeit. Weisse u, spärlich behaarte Stellen auf dem Nasenrücken müssen bei Sonnenschein grundsätzlich mit Sonnencreme geschützt werden.
Fazit: Gesundheit vor Optik – das ist deine Scherstrategie
Die richtige Scherlänge für deinen Cobberdog, Havaneser, Malteser, Pudel, Labradoodle, Barbet oder Doodle ist keine Frage des Geschmacks, sondern eine Gesundheitsentscheidung. Der Durchschein-Test ist dabei dein wichtigstes Werkzeug – er verrät dir zuverlässig, ob das Fell ausreichend Sonnenschutz bietet.
Die wichtigsten Punkte nochmals zusammengefasst:
- Beginne mit 20 Millimetern – je nach Felldichte und gut pigmentierter Haut kannst du dann vorsichtig, schrittweise kürzer gehen
- Achte besonders auf gescheckte Bereiche mit heller Haut
- Vergiss nicht die Scherrichtung und den altersabhängigen Fellwandel
- Investiere in gute Winterbekleidung statt in drastische Kürzungen
- Führe regelmässig den Durchschein-Test durch, um die gewählte Länge des Scheraufsatzes zu überprüfen
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Als ALAA-Züchterin und Fellpflege-Expertin liegt mir das Wohlbefinden unserer besonderen Hunde am Herzen. Denn am Ende des Tages geht es nicht nur um ein schönes Fell, sondern um die Gesundheit deines treuen Begleiters.
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